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Montag, 24. August 2015

Gatsch, Bier und Bands - Arbeiten am Frequency 2015

[[Sorry guys for posting a german text but it's just impossible to write it in english as it is about the experiences at an austrian music festival. More english stuff is coming up soon!]]

Es gibt diese Dinge im Leben, die man unbedingt tun möchte, obwohl man sich nicht sonderlich sicher ist, ob sie eine gute Idee sind. Es kommt dann vor, dass man jeglichen gut gemeinten Rat ablehnt, schlagkräftige Gegenargumenten beinhart ignoriert und mit sturer Überzeugung einfach das macht, was man sich einbildet.Oft haben die anderen recht. Aber manchmal nicht. 

"Du kannst jetzt so nicht Rad fahren, du hast 12 Promille! - Siiha gann ih noch, ih bin dob fid!" 
--> 600 Euro Strafe wegen betrunkenem Radfahren.
(Nicht, dass ich freiwillig Rad fahren würde in Wien aber ich hab von solchen Leuten gehört.)

"Spinnst du jetzt? Schreib dem niiicht, der ist ein kompletter Oarsch! - Äääh, nein, ich bin anders und besonders und für mich wird er sich ändern und uuuh diese Muskeln!"
 --> Überraschende große Enttäuschung, dramatische Liebeskummerszenen, Schokolade und Tränen.
(Nicht, dass ich sowas sagen würde aber man munkelt solche Gespräche finden statt. Oft.)

"Nein, ehrlich, arbeitets nicht auf einem Festival, die Leute dort sind irre und spucken und schimpfen und es ist ganz schrecklich. - Doooooch, das geht schon, das wird super."

... Hab ich gesagt, Schlafsack und gatschfeste Schuhe eingepackt und bin mit Lilli am FM4 Frequency angetanzt. Nachdem vor zwei Wochen noch saharaartige Temperaturen herrschten, standen jetzt idealerweise Regen, Schlamm und 15 Grad auf dem Programm. Ein Festival macht schließlich auch keinen Spaß, wenn man nach zehn Minuten auf dem Gelände noch die Farbe der Schuhe erkennen kann.

Nach der ersten Sumpfwanderung ging's gleich ans Arbeiten. Wir waren schließlich nicht zum Vergnügen dort (eigentlich schon), sondern um den durstigen Festivalbesuchern unverschämt viel Geld für ein paar Bier abzunehmen. Praktischerweise durften wir das mit direktem Blick auf eine der beiden Bühnen tun und hatten so die Gelegenheit, neben dem Ausschenken einen Act nach dem anderen anzusehen/hören. So viele Bands hab ich noch nie auf einem Festival gesehen, die eine oder andere hätte ich lieber verpasst und manchmal wollt ich mir auch nur die Ohren zuhalten aber die Chefin meinte, das sieht nicht so gut aus.

                                                                                Meine Top-Five Acts:

    -       The Wombats (Schade nur, dass Lead-Sänger scheinbar entweder gut singen ODER gut aussehen…)

    -        Darwin Deez (verrückt ohne Starallüren)

    -   The Offspring (ein Klassiker eben)

    -        Linkin Park (der Gute sieht zwar aus als bräuchte er dringend ein paar Stündchen extra  Schlaf, trotzdem ein starker Auftritt)

    -   Casper
    
    -   Sigma (im Nightpark)



Die Leute waren größtenteils ganz reizend, oftmals in einem geistigen Schwebezustand, nach Alkoholisierungsgrad einzuteilen in die Kategorien: „betrunken“ ("eingspritzt"), „heftig betrunken“ ("bum zua") und „jenseits von Gut und Böse“ ("komplett im Eck"). Angesprochen wurde man stets charmant und höflich, freundliche Bitten wurden geäußert, liebevolle Befehle erteilt:
 
„Chefin, wie schau ma aus, host a Bier fia mi?“
„He Puppal, a Hoibe bitte!“
„Ein Märzen, Schatzi!“
„Wos kost des Bier? Und dei Telefonnumma?“

Und während der Umgang mit den Gästen entspannt und amüsant war, war die Zusammenarbeit mit den allesamt deutschen Chefs manchmal nicht ganz einfach. Während der eine die österreichische Trinkfestigkeit mit der deutschen verwechselt („Ja also nee, jede von euch trinkt keine ganze Weinschorle, da seid ihr mir ja gleich besoffen!“) und paranoide Ängste vor Spritzertrinkkontrolleuren aufweist („Ihr könnt das doch nicht so auffällig trinken hier! Macht das doch ma anders!“ – Ähh, soll ich mich am Boden legen mit dem Becher oder wie stellst du dir das vor?) lässt sich die andere ein bis zwölf (mitgebrachte) Bier einschenken, krabbelt auf allen vieren in der Bar rum (mit gut und gerne 50 Jahren) und weint tatsächlich bittere Krokodilstränen weil sie Linkin Park nicht sehen kann. Soo gemein, das war so auch gar nicht ausgemacht, neee!

Während die Chefs also eher ein sehr spezielles Verhalten an den Tag legten, waren unsere Kollegen nicht nur sehr nett und gut drauf sondern genauso motiviert zum Feiern wie wir. Sogar die Deutschen unter ihnen! (Ich hoffe sie lesen dieses hohe Kompliment!) Gemeinsam haben wir es an zwei von drei Tagen geschafft, nach vielen Stunden auf den Beinen noch in den Nightpark rüber zu wackeln, die schmerzenden Füße auszublenden (wegzutrinken) und ein bisschen zu shaken. Hilfreich bei jenen Aktionen war das von uns heiß geliebte Mitarbeiterband, der magische Türöffner, das Ticket vorbei an jedem Türsteher und Securitymenschen. „He du darfst da nicht rein, das ist Backstage!“ *Zauberband herzeigen* „Passt, geh rein.“ Frequency ohne Zauberband? Ab jetzt unvorstellbar.

Die Musik im Nightpark war wie erwartet dröhnend und laut und genau das richtige, wenn man nach einem langen Tag einfach mit keinem mehr reden will sondern nur noch in der zum Beat pulsierenden Menge versinken möchte. Es ist schon ein besonderes Gefühl, in so einer riesigen Halle zu stehen, umringt von Menschen, die alle nur dasselbe wollen, nur dasselbe denken, dasselbe hören und fühlen. Und dann gibt es diese Sache, wo alle gleichzeitig in die Knie gehen, auf eine Ebene, keiner steht mehr, die Musik baut sich auf und dann – zack -  der Beat dropt und tausend Menschen springen im selben Moment auf, alle tanzen und hüpfen wie Verrückte, die Halle erfüllt sich mit Leben, mit Energie, mit Kraft und jeder einzelne kann es spüren. Es ist schwer zu erklären. Sowas muss man schon selbst mal ausprobieren, es klingt vielleicht seltsam, ist aber echt beeindruckend.


Alles in allem, war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung auf das Festival zu fahren. Wir haben gefeiert, getanzt, tolle Leute kennengelernt und auch noch Geld verdient. Die Bands waren spitze, ein Bad in der bitterkalten und mittelmäßig sauberen Traisen sehr erfrischend und das ganze Frequency 2015 eine Erfahrung, die ich nicht missen will! 

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